Russisch-iranische Partnerschaft - ein Bündnis im Osten
18. Januar 2025Sowohl der Iran als auch Russland sind stark von westlichen Sanktionen betroffen - Moskau wegen des Krieges in der Ukraine, Teheran wegen seines umstrittenen Atomwaffenprogramms. Der Besuch des iranischen Präsidenten Massud Peseschkian unterstreicht die strategische Ausrichtung des Irans auf Bündnisse im Osten.
Ein Fahrplan für Irans Zukunft
Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi betonte die wichtige Rolle des Irans und Russlands als Großmächte bei der Gestaltung einer neuen globalen Ordnung. Er bezeichnete das iranisch-russische Abkommen nicht nur als politisches Dokument, sondern als Fahrplan für die Zukunft.
Ein zentraler Aspekt des Abkommens ist die Stärkung der Zusammenarbeit in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung. Beide Seiten vereinbarten, sich gegenseitig bei der Bekämpfung gemeinsamer "Sicherheitsbedrohungen" zu unterstützen. Vorgesehen ist allerdings nicht, dass im Falle einer Aggression die jeweils andere Seite dem Aggressor Unterstützung gewähren werde, so die Vereinbarung. Es ist also kein gegenseitiger Verteidigungspakt, wie er im vergangenen Jahr zwischen Russland und Nordkorea geschlossen worden war.
Jahrzehntelange iranisch-russische Zusammenarbeit
Dieser Besuch baut auf einem strategischen Abkommen auf, das 2001 unter dem ehemaligen reformorientierten Präsidenten Mohammad Chatami unterzeichnet wurde und regelmäßig erneuert wird. Es bildet die Grundlage für die Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Verteidigung und Militär.
Viele Experten gehen davon aus, dass der volle Umfang dieses neuen Abkommens - ähnlich wie bei früheren Abkommen des Irans mit China - wahrscheinlich nicht an die Öffentlichkeit gelangen wird, was Bedenken hinsichtlich der versteckten Ziele solcher geheimen Bündnisse weckt.
Russland und Iran - ungleiche Partner?
Während Teheran seine Partnerschaft mit Moskau als Rettungsanker inmitten der zunehmenden internationalen Isolation betrachten könnte, vermuten Analysten, dass Russland den Iran als zweitrangigen Akteur in seiner breiteren Strategie sieht. "Russland konzentriert sich in erster Linie auf die Sicherung seiner Interessen gegenüber Washington, insbesondere im Hinblick auf die Präsenz der NATO in Osteuropa und die mögliche Mitgliedschaft der Ukraine", sagte Ahmad Vakhshiteh der DW. Er ist Dozent an der Russischen Universität der Völkerfreundschaft (RUDN) in Moskau. "Teheran mag von dieser Partnerschaft profitieren, aber Russland wird letztlich seinen eigenen strategischen Zielen den Vorrang geben", fügte er hinzu.
Militärische Zusammenarbeit und Spannungen
Der Besuch Peseschkians signalisiert den Wunsch Irans, seine Beziehungen zu Russland zu vertiefen. Allerdings weiß Teheran auch, dass die russische Unterstützung Grenzen hat. Behrouz Esbati, ein Kommandeur der paramilitärischen Islamischen Revolutionsgarden kritisierte kürzlich das Vorgehen Russlands bei kritischen Militäroperationen in Syrien. Russland habe es wiederholt versäumt, wichtige logistische Unterstützung zu leisten, und habe sogar aktiv iranische Operationen sabotiert, wodurch israelische Luftangriffe auf iranische Ziele ermöglicht wurden, so Esbati.
Die Drohnen-Debatte
Einer der umstrittensten Aspekte des iranisch-russischen Bündnisses ist der Vorwurf des Westens, dass Teheran Drohnen an Russland für den Einsatz im Ukraine-Konflikt liefert.
Die Ukraine und ihre Verbündeten behaupten, dass Russland iranische Schahed-Drohnen eingesetzt habe, um ukrainische Infrastrukturen anzugreifen, was zu erheblichen Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung geführt habe. Das ukrainische Außenministerium ging im vergangenen September davon aus, dass Russland während seiner groß angelegten Invasion über 8000 Schahed-Drohnen eingesetzt hat. Schon 2023 bestätigten US-Nachrichtendienste ähnliche Vorwürfe in einem Bericht. Teheran bestreitet diese Anschuldigungen vehement.
Irans strategische Vision geht nach Osten
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Iran und Russland haben sich in den letzten Jahren erheblich intensiviert, insbesondere nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges und den darauf folgenden Sanktionen. Da der Iran zunehmend vom Westen isoliert ist, wendet er sich für wichtige Importe, einschließlich Getreidelieferungen, die früher aus der Ukraine bezogen wurden, an Russland.
Die iranische Außenpolitik unter Präsident Peseschkian steht im Einklang mit der Vision des Obersten Führers Ali Chamenei. Diese hat er schon im Februar 2018 formuliert: "In der Außenpolitik hat der Osten Vorrang vor dem Westen, Nachbarn vor weit entfernten Ländern und Nationen mit gemeinsamen Interessen vor anderen", erklärte Chamenei schon damals.
Adaptiert aus dem Englischen von Sabine Faber