Tödliche Schüsse bei Wiedereröffnung von Klinik in Haiti
25. Dezember 2024In Haiti sind zwei Journalisten und ein Polizist bei der Wiedereröffnung eines großen Krankenhauses von Mitgliedern krimineller Banden erschossen worden. Die Journalisten seien am Dienstag während eines Angriffs von Mitgliedern der Bande "Viv Ansanm" (Zusammen leben) in der Universitätsklinik HUEH in der Hauptstadt Port-au-Prince getötet worden, teilte ein Sprecher des Onlinemedien-Kollektivs Cmel mit. Weitere Medienvertreter seien verletzt worden und würden in einem anderen Krankenhaus in Delmas im Großraum Port-au-Prince behandelt. Der Tod des Polizisten wurde von den Behörden bekanntgegeben.
Journalisten kauern im Kugelhagel auf dem Boden
Ersten Erkenntnissen zufolge eröffneten Bandenmitglieder das Feuer, um die Eröffnungszeremonie in der größten haitianischen Klinik zu verhindern. Videos lokaler Medien, die die Veranstaltung live übertrugen, zeigten Pressevertreter, die im Kugelhagel im Eingangsbereich des Hospitals auf dem Boden kauerten. Einige schienen getroffen worden zu sein und bluteten.
Die Übergangsregierung von Haiti bestätigte auf der Plattform X, dass es Tote und Verletzte gibt. "Diese abscheuliche Tat, die sich gegen eine Einrichtung richtet, die sich der Gesundheit und dem Leben verschrieben hat, ist ein inakzeptabler Akt der Aggression gegen die Grundfesten unserer Gesellschaft", erklärte Leslie Voltaire, der Chef des haitianischen Übergangsrates.
Attacken auf Krankenhäuser als Machtdemonstration
Das Krankenhaus war seit Februar geschlossen, nachdem es schon zuvor von Mitgliedern von "Viv Ansanm" angegriffen worden war. Bewaffnete Gangs, die schätzungsweise 80 bis 90 Prozent der Hauptstadt und weite Teile des Karibikstaates kontrollieren, haben wiederholt Krankenhäuser als Demonstration ihrer Macht angegriffen. Die haitianische Regierung ist in politische Machtkämpfe verwickelt und hat Schwierigkeiten, die Bandengewalt einzudämmen.
Haiti steckt seit Jahren in einer schweren Krise, zu der neben Bandengewalt auch politische Instabilität und wirtschaftliche Not beitragen. Trotz internationaler Zusagen zur Sicherheitsunterstützung bleibt die Lage angespannt. Auch eine von den UN und den USA unterstützte und von Kenia geleitete multinationale Polizeimission war bislang nicht in der Lage, die Gewalt im Land einzudämmen. Bisher wurde nur ein Bruchteil der von Kenia zugesagten Einheiten entsandt. Erst Anfang Dezember waren fast 200 Menschen bei einer von einem mächtigen Bandenanführer geleiteten Attacke gegen "Voodoo-Praktizierende" getötet worden.
sti/MM (afp, dpa, rtr)